Eines der zunehmend wichtig gewordenen Themen dieses Jahres ist die 4-Tage-Woche. Waren es früher vor allem Unternehmen der IT- Branche, nutzen nun auch zunehmend Handwerksbetriebe oder Produktionsunternehmen dieses innovative HR-Instrument. Funktioniert das auch in der Hotellerie?
Diverse Hotelbetreiber glauben offensichtlich daran, dass es funktioniert: Unternehmen wie
25hours oder auch die
Halbersbacher Hospitality Group (HHG) bieten
vermehrt offene Stellen mit einer 4-Tage-Woche an, und zwar bei 100% Gehalt.
Da wir bereits seit knapp 2 Jahren die 4-Tage-Woche bei 36 Stunden (!) eingeführt haben, gibt es konkrete Ergebnisse zu berichten.
Natürlich war eines der Ziele, mehr qualitativ gute Bewerbungen zu erhalten – das ist definitiv geglückt. Des Weiteren sollte es für uns ein USP sein - tatsächlich ist es das zu Teilen immer noch, ich hatte sehr wohl erwartet, dass andere Hotels und Gesellschaften deutlich schneller nachziehen.
© Arne Mundt | Halbersbacher Hospitality Group
Das Thema ist untrennbar verbunden mit weiteren aktuellen Herausforderungen und Entwicklungen - vom Fachkräftemangel über Home Office bis hin zur Digitalisierung.
Manche Handwerksbetriebe z. B. lassen die Mitarbeiter in der 4-Tage-Woche arbeiten,
verkürzen jedoch gleichzeitig die Öffnungs- und Servicezeiten ebenfalls auf 5 oder gar eben 4 Tage. Es entsteht der Eindruck, dass dies häufig lediglich Reaktion auf den Fachkräftemangel ist - man könnte sogar sagen: Kapitulation davor. Friseure, die montags bis freitags von 09:00 bis 17:00 geöffnet haben, empfinden vermutlich nicht nur ich als wenig attraktiv…
Doch Hotels schließen nicht einfach am Freitag für den Rest der Woche und die Rezeption sowie das Housekeeping ist für Home Office ungeeignet.
Wir haben
zusätzliche Stellen besetzt, keine Frage, anders wäre es kaum möglich gewesen und wir haben
teilweise Öffnungszeiten an den tatsächlichen Bedarf angepasst, denn vorher hat doch niemand ernsthaft Öffnungszeiten in Frage gestellt – das tun wir nun ganz bewusst.
Beispielsweise wird in Hotels mit dem Schwerpunkt Tagungen das Restaurant am Freitagabend nicht geöffnet, in einigen Hotels sind Empfang und Front Office nur noch während der Check-In-/Check-Out-Zeiten besetzt.
Zum Schluss die spannende Frage:
Noch einmal Arne Mundt:
Nach meiner Auffassung wird sich die
4-Tage-Woche als ein Teil der neuen Arbeitsmodelle etablieren; sie bietet viele Vorteile, wird aber eben auch nicht jedem gerecht; das gilt es zu akzeptieren und zu berücksichtigen.
Wir von K:22 meinen: Kreative Lösungen sind gefragt, wobei flexibel auf die unterschiedlichen Gegebenheiten und Bedarfe von Betrieb, Gästen und Mitarbeitern eingegangen werden muss. Vor allem im Bereich Mitarbeitergewinnung und –bindung können Hotels mit einer 4-Tage-Woche im Paket mit anderen Maßnahmen punkten, ohne das Serviceversprechen zu stark aufzuweichen. Fakt ist: Das Thema ist gekommen, um zu bleiben.
Autor: Detlef Kaiser im Interview mit Arne Mundt, Halberbacher Hospitality Group | November 2023