Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Kölner Betriebe haben bis zu 100 Zimmern und damit eine operative Größe, die für die klassische Kettenhotellerie meist als ineffizient gilt.
Oftmals in sehr guter innerstädtischer Lage, lange im Familienbesitz und meist mit verhältnismäßig wenigen Zimmern – unabhängige, inhabergeführte Beherbergungsbetriebe ohne Markenbindung. Doch was, wenn sich kein Nachfolger in der Familie findet, um das Haus weiterzuführen? Wenn die Zimmergestaltung nicht mehr ganz zeitgemäß ist und sich die CAPEX-Themen langsam aufstauen? Auch die Corona-Pandemie hat viele Betreiber bzw. Owner/Operator an ihre Grenzen gebracht bzw. die Versäumnisse verstärkt.
Vermehrt wurden wir in der jüngeren Vergangenheit mit der Frage konfrontiert, was mit genau diesen Betrieben passieren wird. Vorweg: In Deutschland verfügt die Markenhotellerie nach Häusern über einen Marktanteil von rd. 13 Prozent - nach Anzahl der Zimmer über einen Marktanteil von rd. 44 Prozent. Dies lässt auf größere Betriebsgrößen der Markenhotellerie im Vergleich zu unabhängig geführten Hotelbetrieben schließen.
Das Beispiel des
Kölner Hotelmarktes verdeutlicht diese Entwicklung bzw. Relation.
Der Großteil der Zimmer wird von Markenbetrieben zur Verfügung gestellt. Besonders deutlich werden die kleineren Betriebsgrößen, wenn wir uns die detaillierte Aufschlüsselung ansehen. Mehr als 60% der Häuser in Köln sind unabhängig geführt, machen jedoch "nur" knapp unter 30% der Zimmerkapazität aus. Häuser mit weniger als 40 Zimmern sind dabei zu mehr als 90 Prozent unabhängig geführt, Häuser mit 40 - 70 Zimmern zu rd. 80 Prozent.
In der jüngeren Vergangenheit haben wir vermehrt beobachtet, dass eben diese Objekte betreiberfrei als Investment auf den Markt gekommen sind. Lassen sich diese Betriebe überhaupt noch wirtschaftlich betreiben, kann man in solche Objekte investieren?
Klar ist, dass sich der Hotelmarkt (sowohl das Angebot als auch die Nachfrage) in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat. Neue, standardisierte Konzepte sind auf den Markt gekommen, welche oftmals „from the scratch“ neu geplant wurden und auf maximale Effizienz ausgerichtet sind. Dieser Effizienzgedanke erstreckt sich dabei z. B. von Laufwegen für das Personal über die gemeinsame Bedienung von z. B. Bar / Rezeption über „reduced to the max“ Zimmer(größen). Auch Ausstattungstechnisch sind (vor allem die größeren) Marken versucht, immer am Puls der Zeit zu bleiben – turnusmäßig werden neue Brand Designs gestaltet, welche bei neuen Produkten der Marke und z. T. auch bei Bestandshäusern umgesetzt werden. Größere Betriebe können sowohl im Investment als auch bei den laufenden Kosten Skaleneffekte realisieren und davon profitieren.
Grundsätzlich gelten die gleichen Anforderungen wie an jede andere Hotelimmobilie auch – die Lage bzw. die gute Anbindung ist das A und O. Unseres Erachtens gibt es verschiedene Optionen, was mit solchen Häusern passieren kann:
Der Kölner Hotelmarkt zeigt, dass es eine hinreichend große Zahl an kleineren, privat geführten Betrieben ohne Markenbindung gibt. Auch für diese Häuser gibt es sehr gute Lösungen, um sie dem Markt zu erhalten. Die Betriebe sind dann wettbewerbsfähig, wenn sie sich auf Individualität fokussieren, von großen Markenbetrieben unterscheidbar sind, ohne qualitative Einschränkungen vom Gast zu fordern. Zudem sind zwingend alle Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen.
Um als Eigentümer eine solche Immobilie weiter im Bestand zu halten, ermöglichen die oben genannten Szenarien adäquate Lösungen - diese sind jedoch nahezu immer mit teils erheblichen Investments in die Immobilie verbunden. Eine vergleichende Analyse zeigt dabei auf, welches die beste Option darstellt. Schließlich bleibt als Ausweg immer noch die Veräußerung, wobei die Verkaufspreis-Vorstellungen realistisch bleiben müssen (Qualität der Immobilie, CAPEX etc.). Der vor allem im Bereich Wohnimmobilien unverändert gute Markt spielt Verkäufern dabei durchaus in die Hände.
Quelle: Buchungsportale, eigene Datenbank und Recherche | K:22 Research
Autoren: Detlef Kaiser, Oliver Kaiser | Juni 2022